Christoph Kolumbus brachte 1493 auf seiner zweiten Reise in die Neue Welt 20 Hengste und 5 Stuten mit, die auf der Antilleninsel Santo Domingo ein kastilianisches Krongestüt begründeten und den Grundstock künftiger Pferdezucht für die spanischen Eroberer lieferten. Bei diesen spanischen Importpferden handelte es sich um Kreuzungen nordspanischer Ponys, durch die Mauren importierter Berber und den Iberern, die in der späteren Folge den Andalusier prägten. Nach einigen (teilweise umstrittenen) Quellen soll auch friesisches Blut, indirekt über die spanischen Pferde, während der ersten Zeit eingeführt worden sein. Die Gangartenveranlagung war in diesen Erstimporten somit gleich mehrmals genetisch fixiert. Die nordspanischen Ponys lieferten zum einen die spätere Zuchtgrundlage für die im Mittelalter so berühmten und für ihre bequeme Reisegangart geschätzten spanischen Genetten, zum anderen brachten die nordafrikanischen Berber ebenfall die Töltveranlagung mit. In der Folgezeit entwickelte sich in ganz Amerika jene explosionsartige Wiederbesiedlung des Kontinents mit Equiden. Passartige Gangvariationen haben sich vor allem in den mittel- und südamerikanischen Pferdezuchten erhalten. Die Paso Pferde haben sich in den verschiedenen Gebieten im Laufe der Jahrhunderte unterschiedlich entwickelt. In Peru kristallisierte sich der barockere Typ des Paso Peruano heraus, in den Zuchtgebieten von Kolumbien, Puerto Rico, der Dominikanischen Republik und Kuba der feingliedrigere und etwas kleinere Paso Fino. Beiden Rassen eigen ist die Gangart des Tölt, einem reinen Viertakt ohne Schwebephase, der den Hacienderos ein bequemes Reisen entlang den Grenzen ihrer Grossgrundstücke ermöglichte. Die Mentalität der lateinamerikanischen Züchter formte das Zuchtmaterial nach Bequemlichkeit im Sattel und eleganter Repräsentation, verbunden mit Bedürfnislosigkeit in Haltung und Härte im Einsatz.
Die Paso Pferde in Europa
Im November 1973 wurden in Zusammenarbeit mit dem Tierzucht-Institut der Universität Zürich eine Gruppe von Paso Zuchtpferden in die Schweiz eingeführt, um in einem mehrjährigen Zucht- und Haltungsprogramm die Eignung als Freizeitpferde unter verschiedenen Gesichtspunkten näher abzuklären. Die Pferde stammten teils aus dem Originalzuchtland Peru oder Kolumbien, teils waren sie in Nordamerika gezüchtet. Diese Pferdegruppe landete nach einer langen und beschwerlichen Flugreise von Phoenix, Arizona, über Kanada – Island in einer kaltnebligen Novembernacht auf dem Flughafen Kloten. Die Pferde gewöhnten sich relativ schnell an Klima und neue Umgebung, obwohl die Futtergrundlage ihnen anfänglich offenbar zu schaffen machte. Von der Haltung her boten sie von Anfang an keinerlei Probleme und erwiesen sich als die gut zu handhabenden Freizeitpferde, auf deren Eignung hin sie in das Versuchsprogramm aufgenommen worden waren. Die erste öffentliche Vorstellung von 3 Paso Pferden auf der Equitana 1975 löste ein unerwartet grosses Echo aus und stellte die Vermutung erneut unter Beweis, dass der Bedarf nach Gangartenpferden ein absolutes Marktbedürfnis darstellt und neben dem Islandpferdefreund eine grosse weitere Reihe spezifischer Interessenten besitzt. Von da an nahm die Verbreitung der Paso Pferde in Europa ihren Lauf. Heute leben schätzungsweise an die 1000 Pasos hier, der Grossteil davon in Deutschland. Paso Zuchten und Paso Pferde in Europa gibt es heute unseres Wissens in Deutschland, Österreich, Italien, Belgien, Dänemark, Ungarn, Spanien, Frankreich, Tschechei, England, Irland, Schweden, Finnland und Holland.